Und dann gibt es noch die, die alle Lieben. Die Kennzahl, der sich keiner entziehen kann, umschwärmt und begehrt. Die Kennzahl, die ganz oben steht, die Top Line: Sales, Umsatz, Volumen.

 

Am Beginn des neuen Jahrtausends, als die heutigen Tech-Giganten noch Start-ups waren, wurde es modern, dieser Kennzahl alles unterzuordnen – wen interessiert der EBIT! Und den Cash bekommen wir von unseren Investoren, wenn wir nur eines zeigen können: Umsatzwachstum: das Einzige, das zählt am Weg zum globalen Monopol.

 

Alle lieben Umsatz und alle lieben mehr Umsatz noch mehr.

 

Mehr ist mehr. So bin ich auch erzogen worden. Und fand das ganz normal. In meinem ersten Job als Controller bei Voith Paper wurde mir klar, dass dieses „Mehr” Grenzen kennt. Das Geschäft war und ist zyklisch, und jeder Aufbau im Boom wird zur schweren Verantwortung, wenn sich das Blatt wendet. Als CFO gilt es, das Auf und Ab so zu begleiten, dass die Arbeitslast tragbar bleibt und notwendige Anpassungen rechtzeitig und sozial verträglich (ich mag dieses Wort nicht, aber mir fehlt ein besseres) stattfinden.

 

Auch ich liebe den Umsatz, und will immer mehr über ihn wissen. Nicht um ihn endlos in die Höhe zu treiben, sondern weil seine Zusammensetzung bestimmt, wie die Struktur, Prozesse, Rollen und Ressourcen im Unternehmen aussehen. Selbst das Zeitempfinden in einer Firma ist dadurch bestimmt. Als ich 2009 von Voith Paper zu Voith Hydro gewechselt bin, war plötzlich alles langsamer, es dauert bis ein Auftrag zu Umsatz wird, denn Projektzeiträume und werden hier in Jahren und nicht in Monaten gemessen.

 

Wasserkraft als erneuerbare Energie erlebt gerade einen Aufschwung, und es ist wieder eine Herausforderung, dem gerecht zu werden. Aber auch diesmal wird das Wachstum ein Ende haben. Ich wünsche es mir auch gar nicht anders, denn grenzenloses Wachstum ist gefährlich. Grenzenloses Zellwachstum führt zu Krebs, grenzenloses Wirtschaftswachstum zum Klimakollaps und grenzenloses Umsatzwachstum zu Monopolen mit all ihren schädlichen internen und externen Nebenwirkungen. Diesen aus dem (zyklischen) Ruder gelaufenen Prozessen Herr zu werden, ist eine extrem herausfordernde Aufgabe.

 

Wenn die große Liebe vergeht, der Umsatz sinkt, die Wirtschaft schrumpft, dann ist der Zeitpunkt, wenn sich wahre menschliche Größe zeigen kann.

Wie kann ihre Finanzorganisation mehr zur Wertschöpfung beitragen?

 

Unternehmen sind im Wandel. Zahlen sind aus unserem Unternehmensalltag nicht wegzudenken. Wissen Sie ob ihre Finanzorganisation zu ihrem aktuellen Geschäftsmodell passt? Ob sie das operative Business bei der Wertschöpfung bestmöglich unterstützt? Und kennen Sie ihre finanziellen Stärken und Schwächen?