Es gibt Tage, da liebe ich meinen Job als CFO eines Anlagenbauers besonders. Zum Beispiel wenn ich von meinen technischen Kollegen und Kolleginnen neue spannende Dinge lerne.

So hat mir einst ein Elektrotechniker das Konzept der Blindleistung erklärt. Seither kommt es mir immer wieder in den Sinn. Diesmal beim Nachdenken darüber, wie man die Leistung von Management messen kann.

Blindleistung ist jener Teil der Leistung in einem Wechselstromkreis, der nicht in Arbeit umgewandelt wird, im Gegensatz zur Wirkleistung. Der Teil, der also eigentlich nutzlos ist und den man geringhalten will. Blindleistung entsteht, wenn Strom- und Spannungswellen nicht synchron sind. Dennoch brauchen Wechselstromnetze Blindleistung, um entstehende Spannungsschwankungen und unterschiedliche Lasten auszugleichen. Ein Wechselrichter, wie ihn viele in ihrer PV-Anlage haben, reguliert aktiv die Blindleistung, um wetterbedingte Schwankungen auszugleichen.

Management ist für mich die Blindleistung des Unternehmenssystems. Sie trägt nicht direkt zur Arbeitsleistung bei, aber sie ist in den meisten Systemen essenziell, um diese nicht kollabieren zu lassen. Wir als Manager sind die Wechselrichter, die das Unternehmensnetzwerk stabil halten, erst recht dann, wenn Wolken aufziehen.

Größere Netzwerke brauchen mehr Blindleistung und diese muss auch am "richtigen Ort" platziert sein, auch hier eine spannende Parallelen zu Management.

Blindleistung kann nicht gemessen werden, aber berechnet. Im Controlling versucht man durch Kennzahlen festzustellen, wie produktiv und leistungsfähig ein Unternehmen ist und spricht zB von direkten/indirekten Mitarbeitern (also direkt Stunden für ein Projekt/Produkt leisten, etwa Konstruktion, Fertigung, Montage) oder von direkten/indirekten Stunden. Bei dem Versuch, die direkten Stunden zu maximieren, wird manchmal die Stabilisierungsleistung der indirekten Stunden von Management und Verwaltung zu wenig gewürdigt. Das Beispiel der Blindleistung zeigt, dass es auch zu wenig indirekte Leistung geben kann, weil dann das System instabil wird und vielleicht kollabiert.

Im Unterschied zur Elektrotechnik habe ich keine Formel, die mir die optimale Blindleistung für mein Unternehmensnetzwerk berechnet. Stromnetze sind kompliziert, Unternehmensnetzwerke komplex.

Hohe Blindleistungswerte, also ein hoher indirekter Anteil, ist dennoch immer ein Signal für Controller und Organisationsentwickler, genauer hinzuschauen, denn am Ende interessiert unseren Kunden unsere Wirkleistung. Um diese zu liefern, braucht es jedoch auch ein stabiles Netz.



P.S. Wusstet ihr das in Deutschland stillgelegte Atomkraftwerke dazu genutzt werden das Netz mit Blindleistung zu stabilisieren? Danke an Stefan Rebernig für die interessante Diskussion zum Thema.

 

 

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